"permanent" und "agriculture"

Warum Permakultur?

Die Permakultur, abgeleitet von den englischen Wörtern "permanent" und "agriculture", zählt zu den bedeutendsten Ansätzen, welche mit einfachen Prinzipien, Lösungen für ökologische und geschlossene Kreisläufe in Garten, Landwirtschaft, Haus bis hin zur Siedlung und Städten anbietet.

Die Permakultur

Die 3 Permakultur Ethik-Prinzipien

  • Earth Care - Trage sorge zur Erde
  • People Care - Trage sorge zu Mitmenschen
  • Future Care - Trage sorge zu der Zukunft, begrenze Konsum und Wachstum

Die 12 Permakultur Gestaltungs-Prinzipien

  1. Beobachte und interagiere
  2. Fange Energie ein und bewahre sie
  3. Erziele eine Ernte
  4. Lass die Natur regulieren und lerne aus Erfahrung und Rückmeldung
  5. Nutze und schätze erneuerbare Ressourcen und Leistungen
  6. Erzeuge keinen Abfall
  7. Gestalte erst das Muster, dann die Details
  8. Integriere mehr, als Du trennst
  9. Nutze kleine und langsame Lösungen
  10. Nutze und schätze die Vielfalt
  11. Nutze Randzonen, schätze das Marginale
  12. Nutze Veränderung, und regiere kreativ darauf
nach Bill Mollison & David Holmgren

Die Permakultur-Vision

Eine bewusste Gestaltung von Landschaften unter Nachahmung natürlicher Muster und Beziehungen, wodurch diese Nahrung, Pflanzenfasern und Energie in Hülle und Fülle zur Deckung lokaler Bedürfnisse hervorbringen.

Beobachte und interagiere

Beobachte und erkenne die Muster, schätze die Details. Handle sorgsam, kreativ und effizient.

 

Durch die Interpretation traditioneller Wissenssysteme sowie die von den grossen Denkern der Moderne inspirierten Einsichten bieten einen riesigen Schatz an Ideen, der uns dabei helfen kann, Beobachtungen und Wahrnehmungen zu deuten. Wenn wir jedoch nicht in die Natur gehen, nicht unsere Augen öffnen und nicht beherzt zu Tat schreiten, dann werden uns auch alle Ideen der Welt nicht retten. 

 

Die Revolution des Denkens und Gestaltens, zu der auch die Permakultur zählt, kann nur gelingen, wenn sie uns durch praktische Interaktion mit dem rätselhaften Wunder des Lebens verbindet

Erziele eine Ernte

Mit leerem Magen ist nicht gut arbeiten.

 

Wir wollen die Natur als Lehrerin sehen, die Vorteile von Wettbewerb und das Gesetz der maximalen Leistung erkennen, die Falle der Ressourceneffizienz und die Tücken des Erfolgs verstehen. Die Vision der Permakultur kann auch als Metamodell für einen grösseren und tiefgreifenden Transformationsprozess genommen werden: von abhängigen und bedürftigen Konsumenten hin zu unabhängigen und verantwortungsvollen Produzenten.

 

Die Permakultur wendet sich vor allem an jene, die bereits verstehen oder spüren, dass wir an einer Zeitwende von der Hoch- zur Niedrig-Energie-Gesellschaft stehen und dieser Realität praktisch und integriert Ausdruck verleihen.

Nutze und schätze erneuerbare Ressourcen und Leistungen

Arbeite mit der Natur, nicht gegen sie.

 

Ressourcen werden als erneuerbar bezeichnet, wenn sie sich während überschaubarer Zeiträume durch natürliche Prozesse ohne die Zuführung nicht-erneuerbarer Ressourcen regenerieren. Die vorherrschende Meinung im Umweltschutz ist, dass wir unsere menschengemachte Versorgungssysteme und auch uns selbst zunehmend von der Natur abkoppeln müssen, um Umweltschäden zu vermeiden. Dies ist ein Irrglaube, der Generationen grosstädtischen, von den Kreisläufen der Natur abgeschnittenen Wohlstands geschuldet ist.

 

Wir müssen erkennen, dass sich nachhaltige Systeme viel eher aus einer innigen Partnerschaft mit der Biosphäre herausbilden als aus der abgekoppelten Technosphäre.

Gestalte erst das Muster, dann die Details

Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen.

 

Die ersten 6 Prinzipien betrachten Systeme eher aus der von unten nach oben gerichteten Bottom-up-Perspektive. Die zweite Hälfte der Prinzipien betont eher die von oben nach untern gerichtete Top-down-Perspektive der Muster und Beziehungen, die bei der Selbstorganisation und Koevolution von Systemen entstehen.

 

Die Gemeinsamkeit der in der Natur und in der Gesellschaft beobachtbaren Strukturen ermöglicht uns nicht nur, Sinn in dem Gesehenen zu erkennen, sondern auch das Muster eines Kontexts zu skalieren, um es zur Gestaltung eines anderen Kontexts anzuwenden.

Nutze kleine und langsame Lösungen

Je höher man steigt, desto tiefer fällt man oder Eile mit Weile.

 

Wir sind umgeben von Belegen dafür, dass klein fein und langsam gesund ist. Je besser wir mit den Auswirkungen des Peak-Energy und der Wende zu einer Niedrig-Energie-Kultur umgehen können, desto klarer erkennen wir gigantomanische Systeme als Dinosaurier aus der Ära fossiler Verschwendung.

 

Je mehr wir unsere eigene Fehlbarkeit und Sterblichkeit erkennen und uns auf die Muster der Natur einstimmen, desto klarer sehen wir, dass "Eile mit Weile" das Gebot der Stunde ist.

Nutze Randzonen, schätze das Marginale

Auch ausgetretene Pfade können Holzwege sein.

 

In einem terrestrischen Ökosystem ist der von zahllosen Organismen bewohnte Oberboden -mitunter nur wenige Zentimeter dünn - eine Rand- oder Schnittstelle zwischen den für die Bodenlebewesen unbewohnbaren tieferen mineralischen Schichten und der Atmosphäre.

 

Für jede Form terrestrischen Lebens, einschliesslich der Menschen, ist dies die wichtigste aller Randzonen.

Fange Energie ein und bewahre sie

Finde natürliche Energiequellen und Wege, diese zu speichern, setze nicht erneuerbare Ressourcen angemessen und mit Bedacht ein.

 

Seit jeher ist die Schaffung langfristiger Werte zum Wohl künftiger Generationen ein Fokus ethischen Verhaltens. Gerade in einer Zeit rapiden Wandels und kurzfristigen Denkens müssen wir jenen Aspekt unserer Kultur beachten, der die Bedeutung der Zukunftsfähigkeit betont und uns erkennen lässt, was eine lohnende Investition für unsere Nachkommen ist. 

 

Dieses Prinzip bildet einen Rahmen, der uns erkennen lässt, was in der Welt voller Ungewissheit Wert haben mag.

Lass die Natur regulieren und lerne aus Erfahrung und Rückmeldung

Die Sünden der Väter suchen die Kinder heim.

 

Dieses Prinzip beschäftigt sich mit den selbst regulierenden Aspekten der Permakultur-Gestaltung; diese legen Grenzen des Wachstums fest und verhindern übermässiges Wachstum. Die Imperative menschlicher Erfahrung sind so zu harmonisieren und zu integrieren, dass sie uns in Zeiten schwindender Energieverfügbarkeit unterstützen.

 

Wenn wir uns in den Prozess der Selbstverantwortung begeben, tragen wir zu einer ausgewogenen, harmonischen Welt bei, welche die Gemeinschaft des Lebens und die Menschheit weiterhin tragen und nähren kann.

Erzeuge keinen Abfall

Spare in der Zeit, so hast Du in der Not.

 

Dieses Prinzip verbindet traditionelle Werte der Genügsamkeit (Suffizienz), der Pflege materieller Güter (Repair, Recycle, Reuse) und der bekannten Sorge der Umweltverschmutzung mit der radikaleren Perspektive, die in Abfällen Ressourcen und Chancen erkennt. Die industriellen Prozesse, auf denen der moderne Lebensstil basiert, lassen sich durch ein Input-Output-Modell darstellen, bei dem es Input in Form natürlicher Materialien und Energie, sowie Output in Form von nützlichen Dingen und Leistungen gibt.

 

Dies bedeutet, einen Mittelweg zu gehen, um mit leichtem Fussabdruck auf dem Planeten leben zu können, ohne dabei ungewollte Ressourcen abzulehnen, sondern sie vielmehr als Quelle von Fülle zu betrachten, sofern sie Menschen oder andere Teile der Natur nähren können.

Integriere mehr, als Du trennst

Viele Hände, schnelles Ende.

 

Integration in die Natur, Arten ökologischer Beziehungen - jedes Element führt viele Funktionen aus und jede wichtige Funktion wird von vielen Elementen unterstützt. Eine Vereinfachung und Abgrenzung sowie Kooperation und Integration.

 

In jedem Aspekt der Natur, von Vorgängern im Inneren einzelner Organismen bis hin zu ganzen Ökosystemen, können wir erkennen, dass die Verbindung zwischen den Dingen ebenso wichtig sind, wie die Dinge selbst.


Somit ist der Zweck einer funktionalen und selbst regulierenden Gestaltung, die Gestaltungselemente so anzuordnen, dass ein jedes die Bedürfnisse der jeweils anderen Elemente erfüllt und deren Produkte anerkennt und würdigt.

Nutze und schätze die Vielfalt

Lege nicht alle Eier in einen Korb.

 

Schutz der Biodiversität und Spezialisierung in der Natur durch Landschaftsmuster, Selbstversorgung und Erntevielfalt, sowie das Erhalten der ökonomischen und gesellschaftlichen Diversität.

 

Erkenne Vielfalt als eine Form von Fülle an, die gehegt und gepflegt werden will, aber akzeptiere, dass die Grenzen dieser Fülle durch Kräfte gesetzt werden, die über unsere menschlichen Möglichkeiten hinaus gehen.

Nutze Veränderung, und reagiere kreativ darauf.

Die Kraft der Vision heisst, Dinge nicht so zu sehen, wie sie sind, sondern so, wie sie einmal sein werden sollen. Dieses Prinzip hat zwei Ebenen: Einerseits die Anwendung von Gestaltungsweisen, die Veränderung auf bewusste und kooperative Weise nutzen und kreativ darauf reagieren, und andererseits die Anpassungen an grosse systemische Veränderungen, die jenseits unserer Kontrolle oder unseres Einflussbereichs liegen.

 

In der Permakultur werden verschiedene Projekt-Planungsmethoden verwendet, wie zum Beispiel das "Dragon Dreaming" oder 5D-Model (Dream, Discover, Develop, Design, Deliver), um Veränderungen zu nutzen und kreativ darauf zu reagieren.

 

Quelle: Buch "Permakultur - Gestaltungsprinzipen für zukunftsfähige Lebensweise" von David Holmgren
Zusammengefasst durch E. Schmid, Permakultur-Designer i.A.